Kaminofen und Be- und Entlüftungsanlage bzw. Dunstabzugshaube

Eigentlich klang es ganz einfach.
Wir wollten einen Kaminofen. Zum einen der Atmosphäre wegen, aber auch zum Zuheizen im Winter und in der Übergangszeit.
Unsere Wärmepumpe schafft es bis -7 Grad Aussentemperatur noch genug Wärme zu liefern. Darunter muss dann elektrisch zugeheizt werden. Als ich unser jetziges Haus für den Verkauf energetisch habe untersuchen lassen, da kam das Gespräch auch auf das neue Haus und der Energieberater riet uns zu einem Kaminofen um in der kalten Jahreszeit die Wärmepumpe zu unterstützen.
Mit der Entscheidung für die Be- und Entlüftungsanlage wurde es dann jedoch spannend. Und das schöne ist niemand informiert einen. Alles kommt bruchstückweise an das Tageslicht.
Über den Ofenbauer, über das Internet und den Bezirkschornsteinfeger.
Vor allen Dingen letzterer sollte von Anfang mit einbezogen werden. Das fängt schon beim Schornstein und den ganze Auflagen (Entfernung des Schornsteinkopf zur Dacheindeckung, Entfernung des Schornstein zu benachbarten zu öffnenden Fenstern) an. Und auch bei der Entscheidung für den Ofen bzw. die damit verbundenen technischen Lösungen die notwendig sind, sollte man frühzeitig wissen was geht und was nicht. Sonst kann es hinterher teuer werden.

Wo ist das Problem?
DIe FeuVo Nds (Feuerverordnung Niedersachsen) sagt in §4 Abs 2

„(2) Raumluftabhängige Feuerstätten, die an Abgasanlagen anzuschließen sind, dürfen in Gebäuden, aus denen Luft mithilfe von Raumluft absaugenden Anlagen wie Lüftungs- oder Warmluftheizungsanlagen, Dunstabzugshauben oder Abluft-Wäschetrocknern abgesaugt wird, nur aufgestellt werden, wenn

  1. ein gleichzeitiger Betrieb der Feuerstätten und der Raumluft absaugenden Anlagen durch Sicherheitseinrichtungen verhindert wird,
  2. die Abgasabführung durch Sicherheitseinrichtungen überwacht wird,
  3. die Abgase der Feuerstätten über die Raumluft absaugenden Anlagen abgeführt werden oder
  4. anlagentechnisch sichergestellt ist, dass während des Betriebes der Feuerstätten kein gefährlicher Unterdruck entstehen kann.“

Was bedeutet das?
Sprich, wenn wir eine Be- und Entlüftungsanlage haben oder auch eine Dunstabzugshaube mit Aussenanschluß, dann ist ein Betrieb eines Verbrennungsofen nicht zulässig, wenn nicht technische Maßnahmen vorhanden sind, die entweder den gleichzeitigen Betrieb verhindern oder die Überwachen, dass es nicht zu einem Unterdruck im Haus kommt und Abgas nach innen gesaugt wird.

Welche Möglichkeiten hat man?

  1. Anschaffung eines DIBt geprüften und raumluftunabhängigen Ofens.
    Leider gibt es davon nur sehr wenige bei den Herstellern und meistens sind es immer die Modelle, die einem so oder so nicht gefallen
  2. Fensterschalter, der die Stromzufuhr zur Raumluft absaugenden Anlage nur freigibt, wenn man ein definiertes Fenster in der Nähe geöffnet hat.
    Macht natürlich bei einer Be- und Entlüftungsanlage keinen Sinn, denn die soll ja die Belüftung übernehmen und nicht die Fenster. Kommt sehr häufig bei Dunstabzugshauben zum Einsatz. Heisst aber, man muss immer das Fenster offen haben wenn man kocht und den Dunstabzug nutzen will. Egal wie warm oder kalt es draußen ist.
  3. Ein sog. P4 Wächter. Dieses Gerät überwacht den Druckunterschied zwischen Aussen und Innen und wenn dieser größer als 4 Pascal (Pa) ist, dann wird die Stromzufuhr zur raumluftentziehende Anlage unterbrochen.
    Ein Beispiel ist der P4 Wächter der Fa. Huber.
  4. Ein ofenabhängiger Unterdruck-Sicherheitsabschalter. Dieser überwacht zunächst nur die Temperatur im Ofenrohr. Ist der Ofen aus, also der Luftstrom kalt, dann wird nichts weiter überprüft. In dem Moment wo die Abgastemperatur 50 Grad überschreitet schaltet sich der Abschalter ein und beginnt mit der Kontrolle der Druckverhältnisse zwischen Raum- und Ofenrohrdruck. Erreicht die Diffenrenz einen vorher eingestellten Wert (auch hier normalerweise 4 Pa), dann unterbricht der Abschalter die Stromzufuhr zur raumluftentziehenden Anlage.
    Ein Beispiel ist der USA der Fa. Brunner

Möglichkeit 1 stand nicht zur Debatte, da wie schon gesagt, die wenigsten Modelle diesen Standard erfüllen.
Möglichkeit 2 ist, wie schon beschrieben, in erster Linie für Dunstabzugshauben und lößt unser Problem mit der Be- und Entlüftungsanlage nicht. Ausserdem finde ich es nicht sehr sinnvoll, dass wenn ich den Ofen anmache, weil es kalt draußen ist, dass ich dann permanent ein Fenster geöffnet haben muss um zu kochen.
Also bleibt nur Möglichkeit 3 oder 4.

Wo sind die Unterschiede?
Bei 3. läuft die Überwachung immer. Ob der Ofen an ist oder nicht. Wird ein Unterdruck erzeugt, was z.B. mal bei Schwankungen in der Anlage oder durch eine Dunstabzugshaube passieren kann, dann geht alles aus. Ist der Ofen nicht an, dann ist das jedoch völlig unnütz, denn es besteht keine Gefahr.
Vorteil dieser Lösung ist, dass der P4 Wächer überall angebracht werden kann und keinen Zugang zum Rauchrohr benötigt. In der Regel sieht man ihn nicht.
Und er ist meistens billiger als die Lösung 4.
Bei 4. läuft die Überwachung nur, wenn der Ofen an ist.
Nur dann wird die Druckdifferenz gemeßen und nur dann wird u.U. abgeschaltet. Ist der Ofen aus, was ja doch einen großen Teil des Jahres der Fall ist, dann passiert nichts.
Nachteil der Lösung ist, es müssen 2 Meßsonden am Rauchrohr (Temperatur und Druck) angebracht werden und über Zuleitungen mit dem USA verbunden werden.
Beide Möglichkeiten, sowohl der P4 Wächer als auch der USA haben die Möglichkeit, dass auch mehrere Verursacher (Lüftungsanlage und Dunstabzugshaube) angeschlossen werden können. Dieses muss jedoch schon bei der Verkabelung des Hauses mit berücksichtigt werden.

Eines ist bei beiden Lösungen klar.
Schliesst man bei beiden Lösungen eine Dunstabzugshaube an und betreibt diese ohne druckausgleichende Maßnahme (Fenster auf), dann wird ein Betrieb dieser Dunstabzugshaube binnen kürzester Zeit zum Abschalten führen, denn die Menge an Luft, die eine solche Dunstabzugshaube nach außen transportiert ist sehr groß.
Hier sollte man dann entweder über eine Dunstabzugshaube ohne Aussenanschluß nachdenken oder einen Fensterschalter installieren lassen.
Energetisch gesehen macht eine solche Dunstabzugshaube wenig Sinn, denn mit ihr werden ja nicht nur die „schlechten Gerüche“ nach draußen befördert, sondern auch warme Luft, die dem Raum, und bei einer Lüftungsanlage auch der Wärmerückgewinnung, verloren gehen.
Man muss sich also entscheiden was man hier will. Auf jeden Fall keine „schlechten Gerüche“, denn auch eine Lüftungsanlage schafft die nicht alle, und dafür energetische Verluste bei offenen Fenster, oder einen energetisch geschlossenen Kreislauf aber dafür u.U. hier und da mal „schlechte Gerüche“ beim Kochen.

Noch ist keine Entscheidung getroffen.

4 Gedanken zu „Kaminofen und Be- und Entlüftungsanlage bzw. Dunstabzugshaube

  1. Wir stehen im Moment vor demselben Problem. Unser Schornsteinfeger hat uns dasselbe gesagt, was Sie in Ihrem Blog geschrieben haben. Das komische ist nur, dass der selbe Schornsteinfeger unseren Verwandten das Kamin so abgenommen, ohne irgendwelchen Druckwächter und Fensterschalter. Die haben sogar eine Dunstabzugshaube mit Abluft.

    • Hallo
      das mit Ihren Verwandten wundert mich etwas, denn die FeuVo Nds ist da sehr eindeutig. Wenn der Schornsteinfeger hier was abgenommen hat, dann würde er im Zweifel mit haften. Finde ich sehr seltsam.
      Hat Ihr Verwandter u.U. einen DiBt zugelassenen raumluftunabhängigen Kaminofen?
      Aber unabhängig davon. Wenn man sich mal mit dem Thema beschäftigt. Ich würde es nicht ohne technische Sicherheitseinrichtung machen.
      Kohlenmonoxid (CO) ist geruchslos, geschmackslos und nicht sichtbar. Da ich meinen Ofen gerne betreiben möchte ohne Angst zu haben, dass ich irgendwann einschlafe und nicht mehr aufwache, sehe ich nur die Lösung über eine technische Überwachung.
      Wir haben jetzt einen P4 Wächter (Lösung 3) drin. Funktioniert soweit auch. Allerdings meldet der Zwischendurch immer wieder mal Unterdruck, obwohl die Lüftungsanlage so eingestellt ist, dass sie eigentlich Überdruck produzieren müsste. Vor allen Dingen wenn man doch mal ein Fenster auf hat oder, wenn wie beim Einzug die Haustür länger offen steht, dann kommt es schnell mal zum Abschalten des Wächters.
      Im Moment bin ich da noch in Klärung mit dem Elektriker, der den Wächter installiert hat, und dem Hersteller der Lüftungsanlage, der diese eingestellt hat.
      Dennoch würde ich es immer wieder mit Druckwächter machen. Und letztlich werden Sie das machen müssen, was der Schornsteinfeger verlangt, denn sonst bekommen Sie ja keine Abnahme.
      Fragen Sie ihn doch mal wo der Unterschied zu Installation bei Ihren Verwandten ist.

  2. Tja, das Abgas macht ein echtes Problem aus! Vielen Dank für die Anstöße zum Überlegen! Einen Kamin haben wir uns in der Vorderhalle einbauen lassen, wie bei unseren Freunden. Die haben auch dazu noch einen Elektrofilter zur Wärmerückgewinnung installiert, was wir außer Acht gelassen haben. Vielleicht könnte das auch eine sinnvolle Lösung für uns sein, um die Energieeffizienz steigen zu lassen. Das könnte auch zugleich das Problem mit der Luft lösen.

  3. Vielen Dank für den nützlichen Beitrag zu Kaminofen. Wir möchten in unserem neuen Haus auch einen Ofen bauen lassen. Ein guter Tipp ist den Schornstein im Voraus zu kontaktieren, um zu wissen, was geht und was nicht. Die genannten Möglichkeiten werden wir gerne beachten.

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